Lofotenwinter

Meine erste Reise nach Norwegen im Februar 2015

Schon lange reizt mich ein Fotourlaub hoch im Norden und ich finde in Freiraum-Fotografie einen Veranstalter, der mir eine Woche auf den Lofoten anbietet. Nach dieser Woche werde ich dann auf eigene Faust mit den Hurtigruten nach Trondheim zurück schippern, um von dort mit dem Zug durchs Hochland nach Oslo zu fahren. Dort bleibe ich noch zwei weitere Tage bevor ich nach Hause zurück kehre. Soweit der Plan, hier die Ausführung:
Erst einmal fliege ich nach Oslo, treffe dort die Gruppe und zusammen gehts mit lokaler Fluglinie nach Narvik und dem Flughafen Evenes. Dort kommen wir am späten Nachmittag an, besteigen unsere Kleinbusse und fahren in knapp 4 h ins Bryggehotell in Henningsvær, unserem gemütlichen Standort auf den Lofoten, von dem wir in den nächsten Tagen in die Landschaft starten werden.

1. Tag: Fahrt nach Svolvær

Morgens wache ich bei Schmuddelwetter auf und es wird den ganzen Tag nicht besser. Der Golfstrom versorgt uns heute mit leichten Schneeregenschauern, wir haben ca. 3° C und der Himmel ist gleichmäßig grau.
Bevor wir über das Wetter klagen, werden wir erst einmal frühstücken. Und das ist reichhaltig, mit Rühr- oder/und Spiegelei, vier verschiedenen Fischsalaten, Räucherfisch, diversen Wurst- und Käsesorten und zum Abschluss noch leckere Waffeln mit Marmelade. Wirklich opulent und von sehr guter Qualität und Menge. Waffeln kann man übrigens selber machen. Es steht immer ein Topf mit Teig und Marmelade auf einer Anrichte neben dem Waffeleisen. Wir haben dieses Angebot ausgiebig genutzt.
Nach dem Frühstück fahren wir alle nach Svolvær zum Einkaufen. Der Ort ist die Hauptstadt der Lofoten und hier bekommst du alles, was der Nordlandreisende benötigt. Mir waren dicke Socken und Spikes für die Schuhe wichtig und ich wurde natürlich fündig. Wir stromern oder besser schliddern aufgrund der vereisten Straßen noch ein wenig durch den Ort und fahren danach zu unserem ersten Spot mit einem schönen Blick auf die Syldpolnes Kapel, einer kleinen malerischen Kapelle auf einer Halbinsel bei leichtem Nieselregen.

2. Tag: Henningsvær

Der erste Blick aus meinem Hotelzimmer verheißt nichts Gutes, aber immerhin regnet es nicht mehr, sondern es schneit und die Sicht ist mau.

Nach wieder opulentem Frühstück wollen wir heute Fotospots in Henningsvær finden und bekommen erst einmal von unserer Reiseleitung eine Einweisung in «gute» Bilder. Was ein guter Bildaufbau ist und das wir bitte schön auch mal nach Strukturen suchen sollen. Wichtige Bestandteile für ein gutes Foto sind: Licht, Stimmung, Grafik und Tiefe. «Und Uli, Vordergrund macht Bilder rund.»
Ich bemühe mich dann auch in den nächsten Stunden, die Wünsche zu erfüllen. Das Wetter wird auch besser und so ergeben sich tolle Motive und Lichtsituationen.

Überall im Ort sehe ich dabei sehr gute Graffittis, die immer mit «Mr. Hmm..» gezeichnet ist. Diese Kunst mag ich und deswegen hier ein paar Fotos seiner hervorragenden Sprüharbeiten und der Hinweis auf seine Facebookseite (https://www.facebook.com/MrHmm-143265005727706/)

Abends klart es etwas auf und wir haben eine geringe Chance auf Nordlicht. Es ist aber nur auf den Kameras als schwaches grünes Leuchten zu sehen. Mit bloßem Auge kann ich nichts sehen. Tja, man kann nicht immer Glück haben.

3. Tag: Sonnenaufgang und Schnee

Wir hatten zwar kein Nordlicht, aber die Wettervorhersage verspricht für heute morgen einen guten Sonnenaufgang. So stehen wir um 7 Uhr bei leichten Minusgraden auf und platzieren uns mit Stativen und Kameras an einer günstigen Stelle für gute Bilder.

Zufrieden widmen wir uns späer dem Frühstück und danach starten wir auf unsere Tour zur Nachbarinsel Gimsøya mit vielen Fotostopps. Hier eine Auswahl.

4. bis 6. Tag

In diesen Tagen geht es auf die westlichen Inseln, u.a. nach Reine und damit in den bekanntesten Fotospot der Lofoten und wohl auch das schönste Dorf Norwegens. Jedenfalls wird es so beworben. Die Lage ist wirklich phantastisch und die vielen roten Holzhäuser, die Rorbu, sind in Mengen zu sehen, also Motive satt. Aber auch auf den mehrstündigen Fahrten über die 3 Inseln und oft entlang der zerklüftetem Küsten finden wir einige Orte und Ausblicke, für die es sich lohnt, immer wieder stehen zu bleiben.
Am sechsten Tag trenne ich mich morgens von den Anderen, die zurück fliegen und ich nehme für den Tag noch einen Leihwagen und fahre runter bis Å, habe aber sehr schlechtes Wetter mit Regen und Sturm und mache nur wenige vernünftige Aufnahmen.

Einen besonderen Moment erlebe ich dabei. Ich bin mit meinem Leihwagen auf einer abseitigen Straße in Richtung Meer und interessant aussehendem Felsen unterwegs, als vor mir ein sehr tiefes und breites Schlagloch in der vereisten Piste sichtbar wird. Ich steige aus und schaue, wie ich vielleicht um das Loch herum komme. Dabei sehe ich, das unten im Loch in ca. einem halben Meter Tiefe Wasser ist. Ich befinde mich mit dem Auto auf einem zugefrorenen Bach oder Teich! Besonders dick ist das Eis auch nicht. Vorsichtig rolle ich zurück, bis ich wieder sicher und ganz bestimmt Asphalt unter den Reifen habe.

Abends besteige ich dann in Svolvær mein Schiff nach Trondheim.

7. und 8. Tag: Schiffspassage

Es ist ein Test. Wie gefällt mir eine Schiffreise und wie bekommt mir bzw. meinem Magen eine Seefahrt?

In der Midnadsol habe ich eine nette kleine Kabine mit Bullaugenausblick gebucht, sitze bei den Mahlzeiten mit drei deutschen Ehepaaren zusammen (oh, dabei wollte ich nicht unter Landsleuten sitzen). Anscheinend hat es die Tischanweiserin nur gut mit mir gemeint. Da aber auch ein Australier neben mir sitzt, der äußerst interessante Geschichten über sein Leben erzählt, ist der erste Abend gelungen.

Als das reichliche und sehr leckere Essen beendet ist, will ich nochmal rausgehen an die frische Luft. Aber ich merke, dass mein Weg keineswegs gerade verläuft. Auf der Treppe stelle ich fest, dass die Stufenhöhe schwankt. Mal sind sie ganz flach und im nächsten Moment habe ich das Gefühl, einen halben Meter hoch zu steigen.
Tja Uli, wir haben Seegang!
Uuups, kaum registriere ich das, meldet sich auch mein Magen. Ich stiefele zum Kiosk und frage nach seasickness pills. Die nette Bedienung hinter dem Tresen lacht und sagt, dass sie mir die gern verkauft, aber besser wäre ein sickness band am Handgelenk. Das soll mit Akupressur funktionieren und tatsächlich geht es mir nach ca. 20 Minuten besser. Nach draußen kann ich aus Sicherheitsgründen leider nicht, es ist zu stürmisch. Also gehe ich ins Bett und fühle mich beim Schaukeln, Rollen und Stampfen des Schiffes wunderbar geborgen. Ich denke, wäre das Schiff kleiner, dann würde es mir wahrscheinlich deutlich schlechter gehen, aber so ist das in Ordnung.

Ich könnte noch einige kleinere Anekdoten schreiben, zum Beispiel über meine Polarkreistaufe mit Lebertran und Aquavit. Oder das ich einen Fotografen aus meinem Heimatort treffe, der auf Rückreise von Kirkenes ist.
Mein Fazit nach zwei Nächten und einem Tag auf See:
Naja, ganz nett. Das Schiff ist toll, das Personal super freundlich und hilfsbereit und das Essen ist vorzüglich. Aber der begrenzte Raum auf dem Schiff und die Entfernung zu einer tollen Landschaft, die ich aus der Ferne sehe, aber nicht erlaufen kann, schmälern meinen Eindruck. Schiffsreisen reizen mich nicht.
Trotzdem, hier ein paar Eindrücke vom Schiff und der Reise.

9. Tag, Bahnreise von Trondheim nach Oslo

Morgens steige ich in Trondheim aus, fahre zum Bahnhof und steige um 8:30 Uhr in den Zug nach Oslo. Es ist eine gemütliche Reise, wir halten an hübschen Bahnhöfen mit Holzhäusern, sehen endlose Landschaften und am Abend komme ich in Oslo an. Dank interessanter Abteilnachbarn war die Zugreise äußerst kurzweilig und keinesfalls ein Fehler.

10. und 11. Tag: Oslo

Einen großen Teil des ersten Tages treibe ich mich im Vigelandpark, am Hafen und an der Oper herum, die ein architektonisches Highlight ist. Sie ist einem Eisberg nachgebildet und sieht toll aus.
Der Vigelandpark ist für Freunde der Bildhauerei ein absolutes Muss, denn Gustav Vigeland war wohl der größte Bildhauer der Norweger. Er hat großartige Skulpturen erschaffen, die im gleichnamigen Park ausgestellt sind.

Naja, das war mein Besuch in Oslo. Am Nachmittag des 2. Tages reise ich dann ab und fliege nach Hause.

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