Rondaneherbst

Fotourlaub im norwegischen Hochland

Mysusæter, mein Eingang zum Rondane Nationalpark liegt auf ca. 900 m Höhe am Eingang des Naturschutzgebietes. Mein dortiges Hotel Rondane Høfjellshotell soll Hallenbad, Sauna, leckeres Essen, Topservice und gemütliche Zimmer bieten, also genau das Richtige für mich Genusswanderer. Das wird für mich vom 15. bis zum 22. September 2019 meine Bleibe sein.
Aber vorher musste die wichtige Frage am Osloer Flughafen geklärt werden, wie man einen 1,92 m Mann in einen 500er Fiat bekommt? Genau, mit -> falten. Gottseidank habe ich davon mittlerweile einige 😊.
So falte ich mich und mein Gepäck in den Cinquecento und fahre in rund 4 h bis Otta auf der E6. Dabei bin ich dreimal geblitzt worden, obwohl ich nicht schneller als die erlaubten 80 km/h gefahren bin. Was mache ich falsch, spinnt der Tacho?
In Otta biege ich ab und es geht 13 km lang eine schmale, herrlich kurvenreiche Straße durch dichten Nadelwald hinauf zum Hotel.

Einchecken und staunen: Mein online gebuchtes «Mittelklassezimmer» erweist sich als Winzzimmer. Keine Ablagefläche, nur ein Stuhl, der Schrank und ein Bett, um das ich nur mit Mühe herumlaufen kann. Und wie soll ich mir z.B. in dem Waschbecken die Hände waschen, wenn nur eine Hand hinein passt?
Also an der Rezeption mit dem netten Mitarbeiter gesprochen und er bietet mir dieses Zimmer zum gleichen Preis an, weil ich doch immerhin eine ganze Woche bleibe. Das ist norwegische Freundlichkeit.

Außerdem beruhigt er mich wegen der Blitzerattacken. In Norwegen wird oft die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen zwei Blitzstationen gemessen und wenn das Ergebnis okay ist, dann wird das Foto gelöscht. Ich habe auch nie wieder was gehört, sonst wäre es auch sehr teuer geworden.
Also ziehe ich hochzufrieden um. Jetzt kann der Rondane-Urlaub beginnen.

1. Tag: Umgebung erkunden

Für einen ersten Besuch des Parks geht es direkt mit dem Auto hinauf zum Eingang. Ich zahle meinen Obulus von 20 NOK (rund 2,- €) und fahre weiter. Eine weite, hügelige Landschaft eröffnet sich mir, sie ist voller grauer, brauner und seltsam grünlicher Tupfen, die Berge am Horizont sind schon schneebedeckt. Auf ca. 1200 m Höhe endet die Straße mit einem großen Parkplatz am so genannten Spranget. Der Name heißt «Sprung» und kommt vom früheren Übergang über den nahen Bach «Store Ula». Da gab es eine mittlerweile weggespülte Klippe, über die man auf die andere Seite sprang. Springen muss heutzutage niemand, jetzt ist dort eine Holzbrücke.
Da der Nationalpark für Pkw gesperrt ist, geht es von hier nur per Pedes, Fahrrad, Esel, Pferd oder Rentier weiter.
Da hinten zwischen den Bergen liegt eines meiner Ziele, der See Rondvasnet mit der Rondvasbu-Hütte. Aber die Straße dorthin vom Parkplatz aus werde ich auf keinen Fall nehmen. Sie führt zwar auch zum Ziel, ist aber viel zu bevölkert und langweilig. Nein, der schöne Weg über die Brücke des Store Ula-Bachs und seinem kleinen Wasserfall, der reizt mich mehr. Den werde ich mir morgen vornehmen.
Jetzt geht es erstmal zurück ins Hotel, um mir Tipps für Wanderungen bei Christoffer zu holen, dem netten Rezeptionisten.

Seinem ersten Tipp entsprechend schaue ich mir heute nachmittag die Gegend gegenüber dem Hotel an. Auf schmalem, lauschigem Bergpfad besuche ich den malerischen Wasserfall des Store Ula, den man vom Hotel aus hören kann. Von da folge ich dem Pfad entlang des Baches und biege dann hinter den Stromschnellen nach links in Richtung des Aussichtsberges Kåsen, den ich von der Nordostseite her besteige. Der Weg ist anfangs sehr leicht zu laufen und recht gut mit Steinmännchen und Farbmarkierungen gekennzeichnet. Später wird es ein bisschen beschwerlicher, es sind einige Felsstufen mit leichter Kletterei zu überwinden. Herrlich sind die dichten Moos- und Krautpolster beidseits des Pfades, auf denen man wunderbar weich läuft, wenn der Pfad mal verschwindet.
Gegen halb sieben bin ich wieder zurück am Hotel und freue mich aufs Rentiersteak und ein leckeres Myrtbier aus der lokalen Brauerei.

2. Tag: Nicht alle Pfade führen zum Ziel

Wie gestern geplant, will ich heute zum Rondvasnet-See mit Rast in der Rondvasbu. Der See soll sehr schön zwischen den Bergen liegen und die Suppen in der Hütte sollen köstlich sein. Das könnte eine schöne Tagestour werden, immer auf dem Wanderweg nördlich des Store Ula Baches und weit weg von der Straße. Das Wetter ist lala, zwar scheint öfters die Sonne, aber der Wind ist kräftig und schneidend kalt bei knapp über Null Grad.
Es ist ein schöner Weg, der immer schmaler wird und schließlich nur noch ein Pfad in Moos und Kraut ist. Ich komme an einer schönen wettergegerbten Hütte vorbei und muss ein paarmal einigen feuchten Stellen ausweichen, bis ich nach rund einer Stunde an einen querenden Bach komme. Er ist 3 m bis 5 m breit, höchstens knietief und mündet weiter unten in den Store Ula. Meine App zeigt mir einige Wege, die anscheinend alle durch den Bach führen, aber ich sehe keinen Pfad mehr in Kraut und Buschdickicht. Überall liegen Steine in seinem Bett, aber nicht nah genug aneinander. Springend könnte ich vielleicht rüber auf die andere Seite kommen. Aber ich traue mich das nicht mit Rucksack, Stativ und Kameragedöns, zum Durchwaten ist mir das Wasser zu kalt und zum Abtrocknen habe ich auch nichts dabei. Zwei Wanderinnen, die ich beobachte, suchen wohl auch einen Übergang, aber solange ich sie sehe, bleiben sie auf meiner Bachseite. Also mache ich erst mal Rast, trinke meinen Tee und esse etwas.
Das Wetter wird trüber und da ich keine nassen Füße riskieren will, ist dies hier der Wendepunkt des heutigen Tages. Schweren Herzens drehe ich um und laufe zurück.

Den Rest des Nachmittages verbringe ich im Hallenbad und in der Sauna, das geht auch. Abends teste ich dann die vegetarische Abteilung der Speisekarte und bin wieder sehr zufrieden. Danach gibts Bildbearbeitung am Kamin.

3. Tag: Wasserfälle und Birkendickichte

Es regnet und draußen zeigt das Thermometer 0 °C. Zum Frühstück ist auch noch die Kaffeemaschine kaputt. Sonst gibt es nur kalten O-Saft, Früchtetee oder Earl Grey, das ist nicht meins. Also trinke ich nach alter Chinasitte nur heißes Wasser, das schmeckt überraschend gut und passt gut zum Müsli.
Draußen hört es auch bald auf zu regnen und die Sonne kommt raus.
Also Rucksack und Stativ gepackt und los gehts. Wie gestern erstmal hinauf auf den Kåsen kraxeln. Hier oben liegt noch etwas Schnee von der Nacht und die Felsen sind recht rutschig, also aufpassen. Auf dem Gipfel biege ich rechts ab und folge dem kaum sichtbaren Pfad in Richtung Westen. Es geht mit leichtem Gefälle wieder hinab zum Vesleulfossen, dem höchsten Wasserfall im Rondane Nationalpark (180 m). Der Pfad hinab führt durch Birken- und Espenwälder, die in der Sonne herrlich gelb leuchten auf dem grünen Moos. Die Bäume sind viel kleiner, gedrungener und krummer als bei uns, man sieht deutlich den Einfluss des Klimas. Ich kann mich gar nicht sattsehen an dieser Schönheit. Zwischendurch treffe ich tatsächlich nur einen einzigen Menschen. Eine Beerensammlerin, die mir erklärt, welche Beeren mit welchen Zutaten am besten schmecken. Leider habe ich ihre Tipps nicht aufgeschrieben.

Den Wasserfall höre ich bald und sehe ihn dann aus ca. 200 m Entfernung und aus relativ großer Höhe. Schade, dass man nicht näher heran kommt, aber vor mir fällt der Felsen steil ab und an ein Runterklettern ist nicht zu denken. Christoffer vom Hotel sagte mir, dass dies auch die einzige Möglichkeit ist, Rondanes höchsten Wasserfall (180 m) zu sehen.

Der Pfad wendet sich jetzt in Richtung Osten und führt mich im Bogen eine knappe halbe Stunde durch Bergwald, über Felsen und mooriges Gelände entlang des Bergfußes zurück zum Store Ula Bach.

Das waren jetzt rund 7 km, es ist kurz nach Mittag und ich habe Lust auf mehr. Also schaue ich mal, was der oder die Ula sonst noch so zu bieten hat und gehe bachaufwärts Richtung Spranget. Der Pfad führt immer am Wasser entlang, mal fast auf gleicher Höhe mit dem Wasserspiegel, mal aus größerer Höhe mit tollen Blicken in Schluchten, die der Bach gegraben hat oder auf die Hochebene.
Es beginnt ganz leicht zu krümeln, als ich an einem besonderen Punkt ankomme, dem «Storulfossen», ein Wasserfall, der wunderschöne Motive bietet. Der Wasserfall war schon Kulisse für Filme und Hochzeiten finden dort auch von Zeit zu Zeit statt.
Ich ziehe weiter den Bach hoch, bis ich am Spranget in der Nähe des großen Parkplatzes ankomme. Auch hier stürzt der Bach über Steine und bildet einen kleinen Fall. Das wird mein Wendepunkt für heute, ich drehe um und gehe den gleichen Weg zurück.
Es waren heute insgesamt rund 16 km, nicht schlecht mit vollem Fotorucksack und Stativ. Und die Speicherkarte ist auch fast voll.

4. Tag: Auf Moschusochsensuche

Heute wieder kein guter Sonnenaufgang, sondern trübe, 2 °C, später leichter Regen.
Ich will in den Dovre-Nationalpark, um dort Moschusochsen zu suchen. An der Rezeption sagt mir die nette Nora, dass man die eigentlich leicht finden kann, manchmal sogar von der Straße aus. Ich mache nur den Fehler und frage sie nicht nach der genauen Straße. So biege ich 2 Stunden später in Dovre auf gut Glück von der E6 ab in Richtung Grimsdalen.
Es geht wieder eine tolle Straße hinauf über die Baum- und später über die Schneegrenze. Gespannt halte ich Ausschau nach den großen Viechern, sehe aber nur Moos, Kraut, Flechten, Birkenbäumchen und wieder Moos. Die Straße, die mittlerweile nur noch Schotterpiste ist, führt über einen Sattel hinab in ein Tal mit dem Grimse-Bach. Unten sehe ich plötzlich keine 20 m entfernt einen Adler auf dem Boden, der offensichtlich Beute reißt. Er lässt sich nicht stören, als ich stehenbleibe, das Beifahrerfenster runterfahre und fotografieren will. Genau da kommt uns ein Lkw entgegen und der Adler fliegt weg, Mist. So einen schönen und großen Vogel habe ich selten so nahe gesehen, beeindruckend! Naja, das Foto unten ist nicht wirklich was geworden, aber eine schöne Erinnerung.

Ich fahre weiter bis Grimsdalen, sehe aber nirgendwo Moschusochsen. In Grimsdalen stelle ich mich auf einen Parkplatz und wandere auf gut Glück einfach los auf die Hochebene, den mir meine App anzeigt. Diesmal habe ich auch das Handy auf Flugmodus geschaltet und der Strom reicht dicke für heute. Wieder ein schöner Birkenwald, dann Wiesen und Moosflächen, später auf der Hochebene eine große Weite, aber keine großen Tiere und ein unangenehmer kalter Wind von vorn. Nach zwei Stunden fängt es auch noch an zu nieseln und die Sicht wird schlecht. Bilder mache ich zwar ein paar, aber keines lohnt sich später für eine Veröffentlichung.

Auf dem Rückweg bin ich wieder tiefer unten im Birkenwald, als es keine 50 m vor mir knallt, Schüsse! Ich rufe «Hallo» und nach einigen vorsichtigen Schritten sehe ich vor mir auf dem Weg eine 3-köpfige Familie, alle mit Gewehren, die mir erklären, sie wollen Vögel jagen. Nur gut, dass die nicht in meine Richtung geschossen haben, dann hätten wir alle ein Problem gehabt.
Erstaunlich, jetzt sehe ich, die Frau trägt sogar ein Baby mit Ohrenschützern im Tuch auf dem Rücken. Ich bin so perplex, dass ich vergesse, sie zu fotografieren. Das wäre ein Aufmacher gewesen!
Abends an der Rezeption spreche ich mit Christoffer über den Misserfolg der nicht gefundenen Moschusochsen. Er lacht und sagt, dass es auch nicht so einfach ist, die Tiere zu finden. Ich sollte an einer geführten Wanderung teilnehmen, dann ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, sie zu sehen. Er empfiehlt mir Furuhaugli als Safariveranstalter und bucht mir für übermorgen dort einen Platz für umgerechnet ca. 50,- €.

Auch wenn ich keine Moschusochsen sah, die Landschaft des Dovre ist noch eine ganze Ecke einsamer und leerer als der Rondane Park.

5. Tag: Rund um den Furusjøen

Heute nacht hat es auch hier «unten» in Mysusæter geschneit und Rezeptionistin Nora ist traurig darüber, «er kommt jedes Jahr früher», sagt sie.
Weil es jetzt nach dem Frühstück sehr neblig ist, entscheide ich erstmal, den Leihwagen zu waschen, denn aufgrund der gestrigen Dovre-Tour ist der Fiat nicht mehr rot, sondern grau. Also 13 km runter ins Tal, nachdem eine kleine Schafherde kurzfristig die Straße blockiert. Dann spiele ich ordentlich mit einem norwegischen Hochdruckreiniger und fahre wieder 13 km rauf ins Hochland, mache zwischendurch ein paar Fotos im Nebel.

Ich fahre direkt durch Mysusæter hindurch und weiter bis zum Furusjøen und parke am hintersten Ende der Schotterstraße (wieso habe ich gerade den Wagen gewaschen?). Der Furusjøen ist der See, den ich vorgestern vom Kåsen aus sah und die Wanderung wurde mir wiederum von Christoffer empfohlen als sehr schön und abwechselungsreich. Bevor ich aber den See erreiche, finde ich noch das schöne Ruderboot-Motiv an einem dem Furujøen vorgelagerten See.

Dann geht es auf einer vierstündigen Wanderung auf gut markiertem Pfaden, Wegen und Straßen rund um den See. Stramme Wanderer brauchen dafür aber höchstens zweieinhalb Stunden.
Das Wetter ist an dem Tag gemischt. Abgesehen von einem Schauer und dem ständigen böigen und kalten Wind ist es aber ganz okay zum Wandern. Der Weg verläuft anfangs am südwestlichen Ufer sehr schön in einer Wald- und Heidelandschaft zwischen dem Furusjøensee und seinem Nachbarn Vålåsjøen.
Auf der anderen Seite der Landbrücke komme ich in eine großen Baustelle. Rund um mich werden Blckhäuser gebaut und offensichtlich entsteht hier eine neue Wochenendhaussiedlung. Der Weg ist Matsch pur, aber nach einigen hundert Metern zweigt der Wanderweg wieder in die Heide ab, verläuft teilweise auf Bohlen über den Sumpf und ist wieder interessant. Am südöstlichen Ende schwenkt der Weg ab in Richtung Norden durch schönen Tannenwald und ich komme an der Brücke über das Flüsschen Frya an. Der Pfad direkt am See entlang ist hier leider nicht möglichgewesen, ohne sehr nasse Füße zu bekommen. So bleibe ich dann auf meinem bisherigen Weg bis zu den Häuschen von Frylisæter und entdecke ein Stückchen weiter einen kleinen Sandstrand mit Hütte (Sandvika). Der richtige Platz für eine Pause in der Sonne ohne Wind.
Der restliche Weg am Nordufer des Sees ist schöne Heide, Sumpf oder ein schmaler Pfad durch ein herrliches Walddickicht. Oft laufe ich gebückt, weil die niedrigen Bäumchen schon in zwei Metern Höhe mit ihren Kronen zusammen wachsen, jeden Moment warte ich darauf, dass mir ein Troll erscheint 😊.
Schließlich erreiche ich am Nordende des Sees Einbu, eine Hütte mit geschlossener Restauration und Bootsverleih. Von da geht es leider noch eine halbe Stunde nur an der Straße entlang bis zum Auto. Auch wenn nur wenige Fotomotive auftauchten, so ist es besonders im nördlichen Teil ein sehr schöner, empfehlenswerter Wanderweg.

Eine schöne, leichte Wanderung von knapp 14 km.

Später am Abend sieht alles nach einem tollen Sonnenuntergang aus und ich verschiebe das Abendessen auf später, werfe mich in meine rote Knutschkugel und sause hinauf zum Parkplatz am Spranget. Dort erlebe ich einen außergewöhnlich schönen Sonnenuntergang. Minütlich ändern sich die Farben bis hin zu lila Wolken, die ich so klar und nah noch nie sah. Hier eine «kleine» Auswahl:

Moschusochsen aus der Ferne

Heute will ich endlich Moschusochsen sehen. Daher stehe ich kurz vor sieben Uhr vor dem Frühstücksbuffet, dass noch nicht gedeckt ist. Aber das Küchenpersonal wuselt schon herum und ich bekomme meine Müslizutaten samt Tee persönlich, toller Service.
Bei strahlendem Sonnenschein und 7 °C fahre ich los Richtung Norden. Vor Dombås biegt die E6 ab nach Osten in Richtung Hjerkinn. Gegen 9 Uhr komme ich bei Christoffers Safaritipp «Furuhaugli» an. Das entpuppt sich als ein Campingbetreiber, Freizeit- und Safariveranstalter. Okko ist Führer unserer Gruppe aus insgesamt sieben Personen (Tss, tss, alles Deutsche!) und er bringt uns nach kurzer Fahrt in die Gegend westlich von Hjerkinn. Dort waren gestern schon Ochsen und Okko hofft, dass sie nicht weitergezogen sind. Jetzt im Herbst ziehen sie wieder aus tieferen Lagen in die Hochebenen und mit Glück sollten wir ein paar Tiere sehen. Hjerkinn und Umgebung ist früheres Armegelände und überall in der Landschaft sieht man noch Spuren von Wegen, Plätzen oder Gebäuden, obwohl alles abgerissen und eingeebnet wurde.
Also stiefeln wir los, erst mit rund hundert anderen Menschlein auf breitem Weg, aber schon bald verlaufen sich die einzelnen Gruppen. Okko weist uns in einer kurzen Schulung darauf hin, immer zusammen zu bleiben, damit wir für die Tiere wie nur eine Person wirken und sie nicht ärgern. Sie sind wohl äußerst reizbar und wenn man ihnen zu nahe kommt, besteht die Gefahr, dass sie den Störenfried einfach mit rund 60 km/h über den Haufen rennen. Das möchte keiner von uns erleben. Deswegen und aus Tierschutzgründen müssen wir immer mindestens 200 m Abstand halten.
Moschusochsen im SpektivWir sind knapp 2 Stunden und mittlerweile querfeldein über Bächlein und durch Kraut und Moos unterwegs, als wir unter uns in ca. einem Kilometer Entfernung zwei Bullen sehen.
So schleichen wir uns in der Deckung eines kleinen Hügels näher an die Tiere heran, wobei wir darauf achten müssen, dass wir nicht unter dem Moos plötzlich in eine Wasserlache treten. Plötzlich taucht auf der Hügelkuppe von der anderen, den Moschusochsen zugewandten Seite, eine Gruppe von fünf Fotografen auf, die es offensichtlich auf die beiden Bullen abgesehen haben. Unser Okko ist ziemlich sauer, weil die Leute wahrscheinlich die Tiere vertrieben haben. So ist es dann auch, mir gelingt zwar mit meiner «Tüte» ein Bild der beiden Bullen, aber so richtig nah lassen uns die beiden nicht mehr kommen, sondern laufen in Richtung Berge davon.
Das Spektiv von Okko zeigt nach intensiver Suche noch eine Herde von 7 Tieren in 2 km Entfernung und wir laufen in deren Richtung weiter. Leider verbarg ein kleiner Buckel den Bach, der unseren weiteren Weg versperrt. Auch ist die Herde recht schnell weiter von uns weg gezogen. Es macht keinen Sinn, hinterher zu rennen. Also umdrehen, noch ein bisschen die Landschaft genießen und langsam zurück zu den Autos.
Zurück am Campingplatz habe ich Appetit auf ein Stück Kuchen mit Kaffee. Und das Stück hat es in sich, wie ihr unten sehen könnt! Schön, dass die Norweger auch Süßes lieben, genau wie ich.
Auf der Rückfahrt kurz vor Dombås sehe ich dann das letzte Motiv für heute, einen unwahrscheinlich blauen See mit knallgelbem Herbstlaub auf dem Berghang.

Tja, am nächsten Morgen geht es zurück nach Oslo zum Flughafen, den kleinen Fiat abgeben, einchecken, in der Sicherheitsschleuse meinen Laptop liegenlassen (Oh nein), zurück zur Schleuse, den Läppi in Empfang nehmen und dann Rückflug.

Farvel Norge, ich komme wieder.

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